Grenzen

Die wichtigste Erfahrung nach der Geburt und somit im gesamten Leben, ist die Erfahrung der Annahme der eigenen Existenz oder die Ablehnung der selbigen.

Sind Eltern überfordert mit der Sicherung ihrer eigenen Existenz oder der Erfüllung oder nicht Erfüllung ihrer eigenen Sehnsüchte, kommt es zur Umkehrung der affektiven Signale des Kindes. Durch das weniger Schreien für die Erfüllung der Bindungsbedürfnisse, kommt es zu einem unreifen Gefühl der Sicherheit beim Kind durch die scheinbare Verständnisbereitschaft.

Grenzen können dadurch nicht getestet und so auch nicht eingehalten oder verteidigt werden. Später im Erwachsenensein werden entsprechende Erziehungsmuster weitergeführt in denen interaktive Beziehungsmuster kaum vorkommen und das hinnehmen, sowie ein Aggressionsstau die Oberhand gewinnt.

Die so seit frühester Kindheit damit konfrontierte Person, geht in den inneren Rückzug. Sie zieht sich von den anderen Menschen zurück, von ihren Gefühlen und sogar aus ihrem Körper. Sie vermeiden die Wärme des Kontaktes, verzichten auf ihre Bedürfnisse und leben auf kleinster Lebensflamme.

Sie sehnen sich nach Wärme, Führsorge, Behütet sein, Halt, Schutz und Zugehörigkeit. Diese Bedürfnisse können durch Bindungen im Hier und Jetzt nicht erfüllt werden. Entsprechend entsteht eine Art Enttäuschung und Wut demgegenüber, ohne sich selbst darüber wirklich bewusst zu sein. Starke, vor allem aber aggressive Gefühle werden zurückgehalten. So schwindet ihre eigene Substanz, Stück für Stück, als höhle sich ihr Inneres aus, als seien sie in innerer Emigration. Grenzen können nicht geachtet werden, da die eigenen Grenzen nie gesetzt wurden.

Die eigene Emigration stand als Überlebensstrategie seit der Kindheit im Vordergrund. Habe ich kein Gefühl für meinen Körperraum, kann ich nicht fühlen wenn jemand da ist und ich fühle mich in Beziehungen einsam. Werden Grenzen in der Kindheit gebrochen, werden die Grenzen im Erwachsenenalter nicht geachtet und können Grenzen nicht gesetzt werden.